Mit Katzen kriegt man mich immer.

Abgesehen vom Ausflug nach Berlin, lag das letzte Auswärtsspiel der Fat Cats schon eine ganze Weile zurück. Am 7.10. war es endlich wieder soweit. Als Ziel sollte Pegidatown (a.k.a. Dresden) angesteuert werden, um sich mit den dortigen Trackoons (B-Team von Roller Derby Dresden) zu messen. Zusätzlich gab es noch den 1. Bundesliga-Bout des A-Teams gegen die Graveyard Queens aus Köln. Willste dir natürlich nicht entgehen lassen. Somit wurde mal rumgefragt, wer denn noch Böcke hat und siehe da – ein ganz kleiner und feiner Haufen wollte das Team begleiten. Kurzfristig musste noch ein ebenfalls kleines Punkrock-Mobil organisiert werden und schon stand der Sause nichts mehr im Weg.

Am Treffpunkt dann die erste Überraschung: Fast alle Leute pünktlich da. Nur eine Person, die recht spontan mitkommen wollte, hatte dolle verpennt und abgesagt. Somit konnte tatsächlich nach Zeitplan abgefahren werden. Verrückt. Die Fahrt plätscherte in unserem Auto, bei wirklich sehr guter Musik, so dahin. Vorbei an den Sturmschäden der Woche und ein paar Fußball-Bildchen. Mit einem hat mich sogar Cotzbus überzeugt, auch wenn ich es bei Highspeed nicht richtig bewundern konnte. Jedenfalls stand da sinngemäß: Energie Cotzbus – du Punk. Danke, wenigstens das habt ihr verstanden. Immer dem Fahrzeug vor uns folgend (die hatten das Navi) wurden wir als erstes sehr symphatisch von einem NPD-Plakat in Kopfhöhe in Dresden begrüßt. Klischee bestätigt. Wo wir gerade dabei sind – es war merklich kühler als in Potsdäm. Soziale Kälte? Ich weiß es nicht. Immerhin gab es Parkplätze vor und n Koofländ direkt in der Nähe der Halle. Kurios die Bierauswahl: Feldschlößchen, Oetti, Oetti alkfrei, Radler und n Kasten Sterni, der lange nur als Türstopper diente.

An alle, die später nichts direkt mit dem Spiel zu tun haben würden, folgte recht schnell ein „Ihr habt voll Bock den Merch zu machen, oder?“. Kurz überlegt. Ja, geht klar. Und um es vorweg zu nehmen: Wir waren gut in unserem Job. Möglichst nah zum Bierverkauf wurde der Stand liebevollst aufgebaut und auf Kundschaft gewartet. Um auch was von den Bouts zu haben, rotierten wir einfach durch und vertickten beim PFC-Spiel nur in der Pause und danach. Viel interessanter waren aber die sich entwickelnden Verkaufsraffinessen. Solange der Kapitalismus noch nicht abgeschafft ist, haben wir ihn zumindest verstanden. Entweder mit stichhaltigen Argumenten („Denk dran, bald ist Weihnachten!“) oder überzeugenden Gesprächen („Mit Katzen kriegt man mich immer.“ – „Wir haben da was für dich…“ // „Warum hat denn die Katze Rollschuhe an?“ – „Prussian Fat Cats?!“) konnte das ein oder andere Souvenier unter die Leute gebracht werden. Nudging at its best. Ich bin fast geneigt zu sagen, dass die Kasse klingelte, habe aber am Ende auch nicht nachgezählt.

Wie wir da in unserem Verkaufsrausch so standen, wurde es langsam auch Zeit für den Buli-Bout von Dresden gegen Köln. Da sich bei der Planung der Halle anscheinend jemand Gedanken gemacht und Glastüren hinter uns eingebaut hat, konnten auch die zum Verticken abgestellten das Spiel noch verfolgen. Einen um Längen besseren Blick hatte man allerdings von der großen Empore, die ich irgendwann auch erklomm. Ganz wie in der heimischen Oberlinhalle bietet sich dort eine erstaunliche Übersicht des Geschehens auf dem Track. Als erstes fiel auf, dass Köln nur mit neun Spielerinnen angereist war, was wohl auf grippale Infekte zurückzufuhren war. Hut ab dafür, dass dennoch die Rollschuhe angezogen wurden. Mit einem eher dünnen Roster bei einem Team antreten, das bisher eine sehr gute Saison spielt, ist schon sportlich. Wie gut, zeigte sich schnell. Dresden überzeugte in allen Belangen. Die Defense ließ nicht viel zu und die Offense und die Jammerinnen sorgten für ordentlich Punkte. Kurzum – Köln hat richtig einen auf den Deckel bekommen. Was sie allerdings auch nicht daran hinderte, später ihre Kohle nicht in Kölsch, sondern in kleinen Fat Cats Merch zu investieren. Merci dafür.

Langsam aber sicher machte sich anschließend auch bei uns die Aufregung breit, denn das Scrimmage der Lieblingsbonzen rückte näher. Um nichts zu überstürzen, wurde zunächst das Banner an der Bande befestigt. Die Leute sollen sich ja auch sicher sein, wer da durch die Halle rollt. Dann die Frage: Wie machen wir das mit dem Merch, wenn alle das Spiel sehen wollen? Netterweise sagte die Person am Versorgungsstand spontan zu, ein Auge auf die Sachen zu werfen, wenn wir oben mitfiebern. Coole Sache. Schnell einen Platz auf der Empore gesucht und erstmal die Support*innen der Trackoons abgecheckt. Ok…das waren deutlich mehr als wir. Und die hatten eine Trommel. Und Fahnen. „Haben wir eigentlich mehr, als unsere Hände und Stimmen?“ – „Nö, muss reichen.“ Challenge accepted. Wie zuvor auch, ging Dresden auch hier leicht favorisiert auf den Track. Zwar trat „nur“ das B-Team an, aber es war klar, dass da nicht nur Rookies spielen werden. Außerdem kamen noch ein paar Spielerinnen aus dem A-Team und eine starke Bench hinzu. Aber was solls – Mundschutz rein und ab dafür. Unsere kleine Gesangsrunde stand anfangs vor einem ganz anderen Problem: Wann wird wie oft geklatscht? Das Plenum kam glücklicherweise schnell zu einem Ergebnis. Und ja, unsere Darbietung war nicht durchgängig und auch nicht wirklch abwechslungsreich. Ausbaufähig trifft es ganz gut. Hat aber trotzdem Spaß gemacht und wir konnten uns das ein oder andere Mal durchaus Gehör verschaffen. Teilweise so exzessiv, dass auch mal ein Malheur passiert, das zu einer Spielunterbrechung führt. Ganz großes Sorry nochmal an dieser Stelle! Auf dem flachen Oval zeigten die Trackoons ihre Stärke und zogen schnell bei den Punkten davon. Langweilig wurde es aber trotzdem nicht. Unter anderem, weil es die ganze Zeit physisch ordentlich zu Sache ging, was einigen Spierlerinnen durchaus anzusehen war. Dazu kamen noch Refs, die sehr genau pfiffen. Da bekommste auch mal eine zweite Penalty, wenn du auf die ersten nicht angemessen reagierst. C’est la vie, wie wir in Frankreich sagen. Auch hier ist es angemessen zu sagen, dass die Fat Cats ordentlich verhauen wurden. Aber macht ja nüscht, lernste wenigsten wat.

Eine Schrecksekunde musste im Anschluss kurz verdaut werden – es gab kein Bier mehr. Weder in der Kabine, noch anderswo. Oha. Wie gut, dass da noch Koofländ offen hatte. Da gibt es zwar kein Sterni, aber immerhin Feldschlößchen im Angebot. Für Verwunderung sorgte bei uns die Tatsache, wie viele Leute Samstag abends Großeinkäufe machen. Ist doch nur ein Tag alles geschlossen. Wir einigten uns darauf, dass die wahrscheinlich montags alle demonstrieren sind und deshalb Vorräte anlegen müssen. Nachdem der frische Gerstensaft für strahlende Gesichter gesorgt hatte, blieb noch etwas Zeit zum Schnacken, bevor es für die meisten wieder nach Hause ging. Am nächsten Tag stand nämlich noch Berlin rollt Vol. V auf dem Programm. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch dieser Text erschien zuerst im Ultra Unfug, dem Fanzine der Nordkurve Babelsberg.

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