Im Land der Hopfenspezialitäten

Ich weiß gerade nicht mehr genau, seit wann das Freundschaftsspiel zwischen den Prussian Fat Cats, der Roller Derby Sektion beim SV Babelsberg 03, und Sucker Punch feststand. Es dürfte schon eine Weile her sein. Denn seit Wochen gab‘s für die Aktiven aus Potsdam und für die Bonzen Supporter*innen aus Babelsberg vor allem dieses eine Thema – nämlich endlich mal organisiert Auswärts in Nürnberg. Und es war dank der netten Gastgeber*innen und feinen Hopfen-Spezialitäten grandios. Jetzt, ist es schon ziemlich spät, der Bericht will geschrieben sein und es ist schon mehr als eine Woche seit unserem Ausflug ins Fränkische vergangen. Damit ich mich besser konzentrieren kann und nichts Wichtiges vergesse, brauche ich deshalb erst Mal einen schönen starken Caffe, zu deutsch einen leckeren Espresso… So. Fertig. Das Koffein und der karamellisierte Zucker wirken. Im Hintergrund dudelt im Skankin‘ Style Irie Xmas. Los geht‘s!

Für mich ging es schon Freitag in Richtung Süden. Ein glücklich Jungverliebter sammelte mich und Partnerin in Babelsberg ein. Nach kurzem Zwischenstopp in Potsdam West wurde der Highway to the South geentert. Das Wetter spielte super mit, sodass wir ziemlich zügig voran kamen. Erster Halt war Rodaborn, ein kurioser Autobahnparkplatz, auf dem die Thüringer Bratwurst und andere Imbissköstlichkeiten nicht im besagten Etablissement zu sich genommen werden dürfen, sondern über einen Zaun im Körbchen serviert werden müssen. Die Inhaberin scheint zwischen den Genehmigungsinstanzen festzuhängen. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Bis dahin gibt‘s in Rodaborn aber weiterhin lecker und günstig Bratwurst, Bier und Limo im Körbchen. Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen.

Nachdem wir uns ordentlich gestärkt hatten, ging es ohne Halt weiter bis Nürnberg. Dort wurde das Spielerin-Supporter-Pärchen abgeliefert und straight in Richtung Erlangen weitergefahren. Denn für uns hat sich leider in Nürnberg kein Schlafplatz mehr angefunden. Unser temporäres Nachtasyl sollten wir deshalb in der wenige Kilometer entfernten Universitätsstadt bei einer Spielerin bekommen. Also, hin da. Nett begrüßt worden und gleich mal die erste lokale Schnapsspezialität probiert. Ich bin ja – Ultrash sei Dank – nicht (mehr) so sehr der Schnapsfreund. Aber der Hochmoor Geist, ein fränkischer Kräuterschnaps, gebrannt von einem gewissen Alexander Betke in Weißenburg, kann mit Fug und Recht als Ausnahme betrachtet werden. Dieses leckere Tröpfchen wird flambiert, heiß serviert und ist etwas dickflüssig. Der Geist schmeckt süß und hat einen Honig-Abgang. Fantastisch!

Nach einer so langen Reise sollten selbstverständlich auch die örtlichen Gaumenspezialitäten probiert werden. Wir entschieden uns mit dem Steinbach für eines der Gasthäuser, die noch eigenes Bier brauen. Hierbei muss unbedingt erwähnt werden, dass Erlangen bis zur Wirtschaftskrise in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts die große Bierstadt war, die schon früh die Hopfenkaltschale weltweit exportiert haben soll. Geblieben ist leider nicht mehr viel davon… Im Steinbach genehmigten wir uns ein paar Halbe und Gänsebrust. Danach ging‘s in die Altstadt. Wir sind auf einem kleinen Weihnachtsmarkt hängen geblieben, auf dem sich vielleicht ein Dutzend Buden um eine Bühne gruppierten, wobei die Hälfte der Stände heiße, alkoholische Spezialitäten anboten. Dem konnten wir uns nur schwer entziehen. So lernten wir an der Bierschmiede etwas vom gestachelten, also mit einem heißen Eisen erwärmten Nördlinger Bier, das die Aromen noch besser entfaltete, probierten Eierpunsch und rundeten die Gaumenfreuden mit Glühhopfen ab. Der Ausflug nach Nürnberg zum Treffen mit den Sucker Punch Ultras, die uns zum Kennenlernen eingeladen hatten, musste aufgrund des euphorischen Verköstigungsrauschs ausfallen. Die Geschichte muss irgendwer anderes erzählen… Nach Köstlichkeiten im Steinbach und auf‘m Weihnachtsmarkt, übrigens garniert mit einer Prise feinstem Rock‘n‘Roll, musste doch noch etwas mehr in den Magen. Diesmal wurde es Schäufele, also Schweineschulter, und Palatschinken mit Bier. Danach ging‘s dann aber doch zurück zum Nachtlager.

Am nächsten Morgen beziehungsweise Tag war es endlich soweit. Es ging mit unserer Gastgeberin nach Nürnberg. Das Team von Sucker Punch Roller Derby musste noch einiges in der Halle vorbereiten. Und da die anderen Babelsberger*innen entweder noch schliefen, noch unterwegs waren oder kein Interesse an einer Stadtführung hatten, blieben wir zu Dritt und erkundeten die Stadt, die mit einem gewissen Söder gestraft ist und so gerne Universitätsstadt sein möchte. Unser erstes Ziel war der berühmt berüchtigte Christkindlesmarkt. Ich persönlich fand ihn nicht so beeindruckend. Deshalb drehten wir eine schöne Runde durch die Stadt, kauften Leckereien auf dem Markt der Partnerstädte, besuchten die Kinderweihnacht und gingen dann doch noch Mal zum Hauptmarkt. Da war aber zu dieser Zeit schon die Hölle los. Also, schnell noch Geschenke gekauft und eine Lokalität zum Wärmen und Stärken gesucht. Leider war die Altstadt voll mit Tourist*innen wie uns, sodass einfach nichts zu finden war. So verschlug es uns, in die gute türkische Mensa Mevlana unweit des Plärrer, also knapp außerhalb der Altstadt und am Rand des neuen Nürnberger Szene-Viertels Gostenhof.

Da die Zeit nicht aufzuhalten war und der einzig am Sonnabend mit einigen Spielerinnen angereiste Supporter langsam nervös wurde, machten wir uns zügig auf zur Halle. Dort angekommen mussten erst Mal alle, außer den Spielerinnen begrüßt werden. Die Vorbereitungen auf den Traversen im Rang waren schon ziemlich gut vorangeschritten. Wir, die Babelsberger*innen, positionierten uns neben den Sucker Punch Ultras (SPU), die nicht nur ihr Material und ihre Trommel dabei hatten, sondern sich auch selbstorganisiert um die Getränkeversorgung für das Publikum kümmerten. Für einen schmalen Taler gab es zum Beispiel mit Schanzenbräu eine neue Hopfenspezilität, die gut weg ging. Wie es sich gehört, wollten wir uns Auswärts nicht lumpen lassen und hatten sogar ein wenig was Optisches mitgebracht. Zum Anpfiff präsentierten wir eine Tapete mit der Aufschrift NÄCHSTES JOAR BUNDESLICHA. Die lokalen SPU verteilten mit unserer Unterstützung und den anderen vielleicht 150 Anwesenden Zuschauer*innen ordentlich Konfetti.

Das Spiel selbst wurde ziemlich einseitig. Die Bonzen aus Protzdam hielten zunächst gut dagegen, mussten sich aber gegen die taktisch gut spielenden Gastgeberinnen immer wieder geschlagen geben. Ein Jam nach dem anderen ging verloren. Immer wieder kamen die Sucker Punch Grrls durch eine Finte oder einen guten Spielzug durch. Außerdem landeten Fat Cats relativ oft in der Penalty Box. Einmal rollte sogar nur noch, ich glaube es war Speedy Sparta, ganz allein gegen alle anderen an. Die zweite Hälfte wurde besser und auch die Bonzen konnten endlich mal fetter punkten. In den letzten Minuten wurde es tatsächlich sogar nochmal spannend, weil die Gastgeberinnen, die selbst durch Verletzungen, Schwangerschaften oder andere Unpässlichkeiten dezimiert waren, langsam schlapp machten. Am Ende war es dann aber doch ziemlich deutlich.

Mit dem Abpfiff präsentierten wir quasi als Dank für unsere Gastgeber*innen und ihre Ultras sowie für unsere Lieblingsbonzen aus dem hässlichen Protzdam eine Tapete mit der Aufschrift DANNGÄ FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG, etwas Rauch, ein paar Fackeln und Blinker. Hintergrund für diese Aktion ist der grandiose Support der Nürnberger*innen im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Verband beziehungsweise der Aufnahme in den Verband, um endlich auch Mal echte Punktspiele in der Bundesliga spielen zu können. Wie ihr bestimmt wisst, hat es geklappt. Unser leuchtendes Geschenk sah ganz gut aus, denke ich, und hat das Team derartig beeindruckt, dass sie vor uns niederknieten. Hach….

Erwähnt werden sollte an dieser Stelle, dass auch die Sucker Punch Ultras gezündet haben. Und zwar in der Halbzeitpause. Sah auch ganz gut aus und hat uns motiviert, unsere Aktion nicht minder imposant zu gestalten. Auch die Gesänge auf den Rängen klangen ordentich. Erfrischend und schön fand ich persönlich, dass es kein Niedersingen sondern eher ein Miteinandersingen war. Die Trommel gab nicht nur den Rhythmus für die eigenen Fans und Gesänge vor, sondern supportete auch uns. Wunderbar fand ich auch die Wechselgesänge wie zum Beispiel Defense / Offense, Preußen / Kaputt oder Rollergirls / Fat Cats, wobei bei Letzterem wir Rollergirls skandierten und die Nürnberger*innen mit Fat Cats antworteten. Genial fand ich den Gesang „Wir sind keine Hooligans. Wir sind einfach Fat Cats Fans“.

Nach dem Spiel wurde noch schnell zusammengeräumt und es sollte weiter zur After-Bout-Party ins Arsch & Friedrich gehen. Da ein gewisser Supporter an diesem Tag Geburtstag hatte und es ohne ihn diese ganze Reise wahrscheinlich gar nicht gegeben hätte, wollten wir den Abend mit weiteren Köstlichkeiten noch gut begießen. Dazu musste ein Zwischenhalt beim Getränkehändler her. Der glückliche war FRÄNKY, ein Riesenladen, wo es Unmengen an Bier, Limo und Hopfentropfen gab. Mit Letzterem und einem Klaren ausgestattet versammelten wir uns also im Arsch & Friedrich. Allmählich trudelten die Anderen ein, es wurde Pizza bestellt, eine Stunde später kam eine Wagenladung voll, die schnell weg war. Für die Erlanger Crew samt Gastgeberin war, wahrscheinlich auch aufgrund der Strapazen der letzten Stunden relativ früh Schluss. Der Schlafsack rief zu laut und viel zu drängend.

Am nächsten Morgen waren wir aber schon ziemlich früh putzmunter. Wir ließen unsere Gastgeberin und ihren Freund schlafen, machten uns fertig und gingen, allerdings nicht ohne reserviert zu haben, im Teestübchen frühstücken. Gut gestärkt sammelten wir das Spielerin-Supporter-Pärchen in Nürnberg ein und machten uns auf den Weg gen Norden. Diesmal war die Fahrt aufgrund von Schnee, Salz und Feuchtigkeit weniger entspannt. Trotzdem verging die Zeit bei cooler Mucken ziemlich schnell. Nach einem heißen Bad und heißem Tee war dann aber auch endlich Entspannung angesagt.

Wenn ich jetzt so zurück denke – nachdem das Koffein nachlässt und weder Rootsreggae noch Ska im Hintergrund dudelt – muss ich schon sagen, dass es tolle Tage in Erlangen und Nürnberg waren. Danke an unsere Gastgeber*innen! Danke Daniela und Gunnar! Danke Flo und Marlen! Grandios und fantastisch war‘s bei euch!

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